Mitunter nehme ich an den Online-Seminaren der Guelph-University in Pferdewissenschaften teil, um mein Wissen im Pferdesportbereich zu erweitern. Im vergangenen Winter habe ich einen Kurs in Pferdegenetik belegt. Das war eine ziemliche Herausforderung, denn es ist über vier Jahrzehnte her, dass ich mein Studium der Biowissenschaften abgeschlossen habe. Es war aber auch hochinteressant. Als Abschlussthema wählte ich das Thema „Durch gezielte Zucht eine Population retten“ am Beispiel der Knabstrupper Pferde.
Ich möchte erklären, warum ich diese relativ undurchsichtige, einzigartige und irgendwie esoterische Rasse dem indischen Marwari Pferd vorzog. Das Marwari Pferd stand nämlich als weitere ungewöhnliche Pferderasse ebenfalls zur Auswahl. Einige meiner Informationen stammen von dieser Homepage und andere von Wikipedia. Dieser Blogbeitrag ist ein Auszug aus meinem tatsächlichen Essay.
Als ich die vielen Fotoalben und Erinnerungen meines Vaters für unsere englischsprachige Familie aus dem Deutschen ins Englische übersetzte, stieß ich auf das Foto oben. Mein Vater hatte es in Salzburg aufgenommen, wo er Urlaub von seinen Pflichten als U-Boot-Kommandeur gemacht hatte. Unter dem Foto stand: „Jemand, den ich traf, als ich gerade aus dem Bahnhof kam“.
Als ich ein Junge war, war „Pippi Langstrumpf“ mit ihrem gepunkteten, dalmatinerartigen vermeintlichen Knabstrupper Pferd eine meiner Lieblingsfiguren. Auch wenn sie ihn in der deutschen Version einfach „Pferd“ nannte, gehen die Meinungen darüber auseinander, wie sein wirklicher Name lautete. Meine Liebe zu Pferden begann mit „Pferd“. Ich mochte es auch, diesen Namen zu sagen. „Knabstrupper“.
In Nordamerika sind Knabstrupper eine relativ junge Pferderasse. Sie wurden hier erst 2002 aus Europa eingeführt. Tatsächlich ist die gesamte Züchtung noch relativ jung. Sie wurde 1812 in Dänemark etabliert. Es begann mit einer Fuchsstute mit Tigerscheckung, die von einem einfarbigen Hengst gedeckt wurde. Die Tigerscheckung des Hengstfohlens, das sie bekam, war sogar noch ausgeprägter. Diese Stute und ihr Hengstfohlen wurden wiederum mit zahlreichen anderen Pferden verpaart und hatten unter ihren Nachkommen jede Menge Tigerschecken. Auf diese Weise entstand eine neue Pferderasse.
Innerhalb der letzten fünfzig Jahre hat die Verpaarung mit anderen Pferderassen, vor allem mit Appaloosas, ironischerweise dazu geführt, dass es schwer zu ermitteln ist, ob es überhaupt noch reingezogene Knabstrupper gibt. In der Mitte der 1990er Jahre waren sie kurz davor, auszusterben. Damals machten sich drei Appaloosa Hengste auf die Reise nach Dänemark, um neues Blut in die Rasse zu bringen. Der amerikanische Zweig der Knabstrupper geht wiederum auf drei Ausnahme-Appaloosastuten zurück, die mittels Gefriersperma mit dem Knabstrupper Verbandsprämienhengst Apollon verpaart wurden.
Der sehr eng verwandte amerikanische Appaloosa entwickelte sich direkt aus dem getigerten spanischen Pferd, das im frühen 15ten Jahrhundert durch Cortés aus Spanien nach Amerika gelangte. Obwohl sich die Muster der Tigerscheckung sehr ähneln und auf den gleichen Farbgenen beruhen, entwickelten sich die beiden Rassen ganz unabhängig voneinander. Eine Stute, die nur getigerte Fohlen hatte, war maßgeblich an der Festlegung des Rassestandards beteiligt. Ihre Nachkommen waren allesamt feurig und kraftvoll, aber nicht heißblütig. Sie wiesen keine Verhaltensstereotypien wie Koppen oder Weben auf. Sie wurden normalerweise nicht im Stall gehalten, was für ihre Robustheit und ihre Ausdauer sprach. Sie erreichten alle ein hohes Alter. Das ist natürlich mit dem richtigen Management auch heute noch möglich.
Obwohl Knabstrupper häufig beim Militär eingesetzt und von dänischen Offizieren im Schleswiger Krieg von 1848 – 1850 geritten wurden, stellten sie durch ihre auffällige Erscheinung ausgezeichnete Zielscheiben dar. Die weitere Fortführung der Zucht war daher nach den 1870er Jahren schwierig, da die Zahl der Knabstrupper so gering und die Inzuchtproblematik groß war.
Bereits damals gab es mehrere Versuche, die Zucht wiederzubeleben, doch es dauerte bis zum Jahr 1971, dass die drei Appaloosas nach Dänemark gelangten und der Rasse der Knabstrupper neues Blut zugeführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch der Knabstrupper Verband (Knabstrupperforeningen for Danmark) gegründet und jedes Pferd mit Punkten oder einer ähnlichen Scheckung wurde registriert. Als Deckhengste wurden nur Hengste mit Tigerscheckung zugelassen.
Die Entwicklung dreier unterschiedlicher Typen des Knabstruppers:
- Der Sportpferdetyp – er wurde für Dressur, Vielseitigkeit und Springen gezüchtet und mit Trakehnern und Dänischem Warmblut gekreuzt, Stockmaß zwischen 1,54 und 1,60 m.
- Der barocke Typ – er ist kürzer und kompakter und wird im Fahrsport oder Militärdienst eingesetzt, auch im Zirkus war er beliebt und sah dem Pferd von Pipi Langstrumpf am ähnlichsten. Stockmaß zwischen 1,44 und 1,54 m.
- Der Ponytyp – kleiner und vor allem in Europa beliebt bei Kindern, Stockmaß unter 1,44m, durch entsprechende Verpaarungen sogar in Shetlandponygröße mit „Knabstrupperdesign“
Die Tigerscheckung ist schwer zu kontrollieren. Es gibt keine Garantie dafür, dass bei einer Verpaarung von zwei Pferden mit Tigerscheckung ein Fohlen mit Tigerscheckung entsteht. Der Genkomplex der Volltigerscheckung ist rezessiv und mit angeborener Nachtblindheit gekoppelt.
Die häufigsten Farben der Knabstrupper in Deutschland sind:
- Volltiger: ein weißes Pferd mit gleichmäßig verteilten Punkten
- Fast Volltiger: wie 1, aber mit einfarbigem Kopf und Beinen
- Schabracktiger: überwiegend einfarbig, aber mit weißer, getigerter Hinterhand und -beinen
- Schneeflockentiger: einfarbig mit weißer Tigerscheckung über den ganzen Körper
- Weißgeboren: das Pferd wird weiß geboren und ist starker Vererber der Tigerscheckung
- Einfarbig: Einfarbig geborene Pferde, die das Gen der Tigerscheckung in sich tragen
- Schattenzeichung: Weiße Grundfarbe und dunkle Partien an Hüfte, Beinen und Kopf
- Stichelhaar: mit dunkler Grundfarbe geboren und mit zunehmendem Alter auf dem ganzen Körper helles Stichelhaar
Knabstrupper haben ausdrucksvolle Gesichter und gut proportionierte Hälse, lange und schräge Schultern, kräftige Rücken, kurze, muskelbepackte Kruppen und kräftige Gelenke und Gliedmaßen.
Die Tigerscheckung war schon vor fast 5500 Jahre, also zu Beginn der Domestizierung von Pferden, als Farbe sehr beliebt. Die Pferdedarstellung „Gepunktete Pferde“ in der Höhle von Pech Merle nahe Cabreret in Frankreich ist etwa 25.000 Jahre alt und zeigt weiße Pferde mit dunklen Punkten. Die Fellzeichnung der Pferde aus der Höhlenmalerei sind dem, das wir als Tigerscheckung kennen, bemerkenswert ähnlich, auch wenn wir vielleicht dachten, dass diese Fellzeichnung nur in der heutigen Zeit vorkommt!
Wechselnde Geschmäcker und Moden und wiederholte Kreuzungen zwischen Wild- und Hauspferden vergrößerte die genetische Diversität erheblich. Etwa 2000 v.Chr. verschwand die Tigerscheckung jedoch fast vollständig von der Bildfläche. Vielleicht lag das an der angeborenen Nachtblindheit, die an die Tigerscheckung gekoppelt ist. Die Fähigkeit, nachts sehen zu können, ist für Wildpferde lebensnotwendig, um sich zu orientieren und zu kommunizieren, um Futter zu finden und Raubtiere zu erkennen. Also waren ihre Chancen, nachtblind zu überleben, relativ gering. Selbst nach der Domestizierung werden nachtblinde Pferde als schüchtern und unruhig beschrieben und der Umgang mit ihnen soll in der Dunkelheit schwierig sein.
Die Tigerscheckung erfuhr im Mittelalter ein Comeback. Auf Bildern aus dieser Zeit ist sie häufig zu sehen. In Adelskreisen waren Tigerschecken sehr beliebt und galten als Symbol der Reinheit.
Zufällig sahen wir neulich auf einem Dressurturnier eines dieser wunderschönen und auffälligen Pferde, und ein paar Wochen später sahen wir ihn wieder – auf einem Vielseitigkeitsturnier. Wie sich herausstellte, war es die gleiche Reiterin. Sie erzählte uns, dass sie dressurbegeistert sei, aber wegen ihres Pferdes auch Vielseitigkeit reitet, da er es liebt, zu springen. Sie liebte ihr Pferd zutiefst und lobte sein Temperament, seine Ausdauer und seine Arbeitseinstellung in den höchsten Tönen. Natürlich geht das vielen Pferdebesitzern so. Bei diesen beiden war es aber offensichtlich eines der glaubhaftesten Bekenntnisse, die ich je gehört habe, vor allem wenn man bedenkt, um welche Rasse es geht!
Mögen Sie immer Punkte vor Ihren Augen sehen! (Waren Sie beim Arzt? Nein, ich sehe nur Punkte!)