Geradheit
Etwas, das ich häufig zu sehen bekomme, selbst bei Berufsreitern, sind Reiter, die nicht gerade auf dem Pferd sitzen. Dies kann man besonders gut von hinten beobachten. Gute Beispiele für dieses Phänomen finden sich in beinahe jedem Pferdebuch oder Artikel übers Reiten.
Müssen Sie beim Reiten häufiger fest in einen der Steigbügel treten? Das könnte bedeuten, dass Ihr Sattel nicht gerade auf dem Pferderücken aufliegt. Geradheit bedeutet, dass der Schwerpunkt des Sattels an der Wirbelsäule des Pferdes ausgerichtet ist. Manchmal wirkt es so, als sei der Sattel gerade, wenn das Pferd am Anbinder steht, doch beim Reiten rutscht er nach links oder rechts.
Ein Sattel der zu einer Seite rutscht oder sich verdreht, führt zu Problemen mit dem Kreuzdarmbeingelenk (Iliosakralgelenk, ISG) des Pferdes. Rutscht der Sattel so sehr, dass die Sattelkissen auf der Pferdewirbelsäule aufliegen, kann das zu den in früheren Blogbeiträgen beschriebenen Dauerschäden führen.
Die beste Möglichkeit, um herauszufinden, ob Ihr Sattel beim Reiten zu einer Seite rutscht, ist es, einen Staubabdruck zu erstellen, während das Pferd geritten wird und diesen hinterher zu analysieren.
Ohne das Pferd vorher zu putzen, satteln Sie es und reiten dann auf einem Zirkel von ca. 20 Metern. Reiten Sie auf jeder Hand Schritt, Trab und Galopp. Heben Sie den Sattel dann vorsichtig vom Pferderücken und achten Sie darauf, den Abdruck der Kissen dabei nicht zu zerstören. Lassen Sie Ihr Pferd ausbalanciert stehen und stellen Sie sich dahinter.
Schauen Sie sich den Staubabdruck auf dem Pferderücken an. Hat der Sattel schön mittig aufgelegen oder ist er nach links oder rechts gerutscht? Wenn Sie sich unsicher sind, messen Sie auf jeder Seite den Abstand zwischen der Wirbelsäule und dem hinteren Außenrand des Kissens. Wenn der Sattel nach rechts rutscht, was häufiger vorkommt, weil die Muskulatur links meist ausgeprägter ist, wird der Abstand zwischen der Pferdewirbelsäule und dem Außenrand des rechten Kissens größer sein.
Dieser Sattel ist nach rechts gerutscht und übt nun direkt auf der Pferdewirbelsäule Druck aus. Außerdem ist der Kissenkanal zu eng.
Die Querschnitte oben zeigen, a) eine gleichmäßige Skelettstruktur b) ein ausgeprägt höheres linkes Schulterblatt mit einem stärkeren rechten Oberarmknochen (Humerus)
Warum rutscht ein Sattel auf eine Seite des Pferderückens?
Pferde haben eine natürliche Schiefe. Die überwältigende Mehrheit der Pferde ist, was ihre Schultern angeht, nicht symmetrisch gebaut. Während meiner mehr als 35-jährigen Berufserfahrung als Sattler haben meine Techniker und ich in so ziemlich jedem Kontinent außer der Antarktis über 150.000 (!) Pferde vermessen. Die meisten dieser Pferde (etwa 70 %) hatten eine größere und besser bemuskelte linke Schulter. Nur ein kleiner Prozentsatz war wirklich gleichmäßig gebaut.
Ob ein Pferd links- oder rechtsdominant ist, kann sich durch die Lage im Uterus ergeben und /oder dadurch, welches Bein beim Grasen vorn steht, und /oder dadurch, wie das Pferd trainiert wird.
Manchmal rutscht ein Sattel auf eine Seite, weil das Kopfeisen oder der Kissenkanal zu eng ist oder die Breite des Baumes oder der Winkel der Kopfeisen nicht korrekt ans Pferd angepasst wurden.
Diese beiden Punkte sollen in einem der folgenden Blogbeiträge besprochen werden. Die größere Schulter schiebt den Sattel zur anderen Seite hinüber.
Ein Reiter, der aus welchem Grund auch immer schief sitzt, wird die Füllung der Kissen auf einer Seite mehr zusammendrücken, als auf der anderen und den Sattel zu dieser Seite ziehen.
Wenn Sie herausgefunden haben, dass Ihr Sattel nicht gerade auf dem Pferderücken aufliegt, ist es wichtig, den Grund dafür zu finden und das Problem zu lösen, bevor es zu Langzeitschäden beim Pferd kommt.
Unlängst gab es eine Studie, über die ich im letzten Jahr geschrieben habe, die den Zusammenhang zwischen zur Seite rutschenden Sätteln und Lahmheit untersucht hat. Das Ergebnis war, dass Lahmheit zur Seite rutschende Sättel verursacht, doch ich neige dazu, den Kausalzusammenhang genau andersherum herzustellen.