Der Zusammenhang zwischen Muskelatrophie und der Passform des Sattels. Teil II

von Jochen Schleese

Der Zusammenhang zwischen Muskelatrophie und der Passform des Sattels. Teil II

von Jochen Schleese

Muskelatrophie

Warnsignale: Überprüfen Sie die Passform Ihres Sattels!

Die Körpersignale bei einem Satteltrauma und die anschließende Muskelatrophie sind leichter zu erkennen, als die psychischen Signale. Als Alarmzeichen für Schmerzen gilt, dass Ihr Pferd 

  • mit dem Kopf schlägt
  • buckelt
  • stolpert
  • sog. Zungenfehler zeigt
  • steigt
  • widersetzlich ist

Weiße Haare, trockene Stellen und Muskelatrophie sind erkennbare Folgen schlecht passender Sättel. Jedes dieser Anzeichen hat seinen Ursprung in einem Sattel, der nicht korrekt ans Pferd angepasst wurde. Entweder ist der Kissenkanal zu eng, die Ortspitzen und das Kopfeisen bieten dem Widerrist zu wenig Raum oder der Winkel des Baumes und der Kopfeisen passt nicht zum Winkel der Schulter. Dann kann die Schulter nicht darunter hin- und zurückgleiten wie eine Tür, die auf und zu schwingt. Probleme mit der Wirbelsäule, Schädigungen von Nerven und Knorpel, die das Ergebnis von schlecht angepassten Sätteln sind, brauchen Monate, wenn nicht Jahre, um sich zu entwickeln. Ein weiteres Zeichen ist „Gurtzwang“, also ein gurtempfindliches Pferd, das den Schmerz, der nach dem Gurtenauftritt, bereits erwartet.

AnpasserInnen von Sätteln sehen häufig schreckliche Muskelatrophien des Trapezius, die durch drückende Sättel verursacht wurden. Allerdings gibt es einen Irrglauben in Bezug auf Atrophien. Wenn die Muskulatur Ihres Pferdes hinter der Schulterregion abflacht, handelt es sich nicht unbedingt um eine Muskelatrophie. Der Muskel wird durch Training nämlich länger.  Wenn Sie Ihre Hand in Richtung Schulter führen, zieht sich Ihr Bizeps zusammen und wird kürzer, breiter, größer und dicker. Wenn Sie den Arm dann lang machen, dehnt oder längt sich auch der Muskel. Sie können dann beobachten, wie flach er wird. Bei einem gedehnten Pferderücken ist es ähnlich. Wenn Ihr Pferd sich löst, sollte sich der Longissimus Dorsi, der lange Rückenmuskel, dehnen und lang werden. Das wird leider fälschlicherweise oft für Muskelatrophie gehalten.

Genau wie beim Body Building ist es hilfreich, ein Verständnis für Muskelaufbau und Biomechanik zu haben. Dadurch wird klar, warum manche Körperpartien mehr Volumen bekommen und andere schlanker und definierter erscheinen. Nach einem Jahr Body Building braucht man wahrscheinlich neue Jacken oder Blazer, denn der Oberkörper ist einfach größer geworden, und man braucht neue Hosen, weil die Taille schmaler wurde. Das ist dann ganz bestimmt keine Atrophie durch Druck des Hosengürtels!

Treffen Sie die richtige Entscheidung!

Pferde verhalten sich nicht absichtlich ungehorsam. Sie wollen nichts mehr, als ihrem Menschen zu gefallen. Sie wertschätzen die Verbindung, die zwischen ihnen und ihrer Reiterin besteht, wirklich. Wenn der Sattel ihnen Schmerzen bereitet, führt das zu Verwirrung beim Pferd und Frustration bei der Reiterin. Als Reiterin weiß man intuitiv, wenn in der Beziehung zum Pferd etwas falsch läuft, und zwar schon bevor sich die körperlichen Anzeichen für einen schmerzenden Sattel (oder etwas anderes) zeigen. Man sieht es an den Augen des Pferdes, man spürt es daran, dass das Pferd im Schritt nicht nickt oder dass es nicht freiwillig zu Ihnen kommt, wenn Sie es rufen. Wenn das Pferd sich so deutlich ausdrückt, hat es schon seit einigen Tagen Schmerzen. Es erwartet nun bereits Schmerzen.

Verschlimmern Sie das Problem nicht, indem Sie sich zu schnell auf eine Lösung festlegen. Es ist wichtig, die wirkliche Ursache so schnell wie möglich zu finden und zu beheben. Vielleicht muss Ihr Sattel neu angepasst werden. Das sollte er sowieso in regelmäßigen Abständen. Falls das Problem dadurch nicht gelöst ist, fassen Sie andere Möglichkeiten ins Auge.

Manche Formen von Atrophie werden durch PSSM (Polysaccharidspeicherkrankheit) verursacht. Muskelatrophie gehört zum allgemeinen Bild dieser Krankheit, die häufig Quarter Horses, Belgier, Percherons und Warmblüter befällt. Beziehen Sie in jedem Fall Ihre professionellen Berater mit in die Ursachenfindung ein, wenn es darum geht, festzustellen, warum Ihr Pferd widersetzlich ist oder Schmerzen hat. Ihr vierbeiniger Partner hat es verdient!

Der Zustand der Muskeln im Vergleich

Mitunter stellt sich die Frage nach dem Unterschied zwischen Muskelatrophie und Muskeldystrophie. Sowohl Atrophie als auch Dystrophie hängen ja mit der Funktion der Muskulatur zusammen. Atrophie bezeichnet den Muskelschwund, der durch den Verlust von Gewebe verursacht wird, etwa durch Immobilität oder die oben beschriebenen Einflüsse. Muskeldystrophie bezeichnet eine Reihe von Muskelkrankheiten, die als Folge von neurologisch bedingter Muskelschwäche zu verminderter Mobilität führen. 

Muskeldystrophie kann als schwerwiegender als Muskelatrophie betrachtet werden. Dystrophie ist erblich und nicht therapierbar. Ein verringerter oder verloren gegangener Muskeltonus aufgrund von Muskelatrophie kann dagegen normalerweise wieder erlangt werden. Das hängt natürlich auch von der Ursache ab. Muskelhypertrophie ist eine Zunahme der Größe eines Muskels durch eine Zunahme der Zellbestandteile. Im Unterschied dazu bezeichnet Muskelhyperplasie die Bildung neuer Muskelzellen.

„Einen Muskel aufzubauen dauert vier Mal so lange wie sein Abbau“  

Vermessung

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Teil I des Beitrags finden Sie hier.

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