Blasen und Beulen am Pferderücken

von Redaktion

Blasen und Beulen am Pferderücken

von Redaktion

Ein Phänomen begegnet mir häufiger beim Sattelanpassen. Ich habe hier einige Fotos von Pferden, mit denen ich gearbeitet habe. Sie alle haben diese merkwürdigen Beulen und Blasen entwickelt, nachdem ich ihre Sättel angepasst hatte. Das kam mir immer ziemlich seltsam vor, bis ich schließlich das Phänomen ergründet und mit verschiedenen Tierärzten darüber gesprochen hatte, was die Ursachen für diese Unebenheiten sein könnten.

Beulen am Pferderücken, die mit Flüssigkeit gefüllt sind, können sich beim Reiten entwickeln, wenn das Pferd mit hohlem Rücken geht und die Querfortsätze der Wirbelsäule einander berühren oder, wie bei Kissing Spines, aneinander reiben, oder wenn der Widerrist sich nicht in einer Linie mit der Wirbelsäule befindet. Beulen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind, können außerdem auch dann entstehen, wenn die Bänder in naher Vergangenheit durch Sättel beschädigt wurden, deren Kopfeisen zu eng waren.

Liegt ein Sattel auf der Schulter und auf den Bändern der Wirbelsäule auf, statt hinter der Schulter und auf der Muskulatur der Sattelauflagefläche, wird der Großteil des Reitergewichtes vom Schulterknorpel und den Bändern der Wirbelsäule getragen. So habe ich es auch kürzlich im Blogthema „Zwei unterschiedliche Theorien über die Sattelpassform“ erklärt.

Die Flüssigkeit entsteht nicht, wenn man Druck auf die beschädigten Bänder oder die Querfortsätze der Wirbelsäule ausübt, da das Pferd in seiner Bewegung durch die Lage und den Druck des Sattels behindert ist. Man könnte daher fälschlicherweise annehmen, dass es besser sei, den Sattel auf die Schulter und auf die Wirbelsäule zu legen, weil dann ja keine Beulen und Blasen entstehen und das Pferd scheinbar keine Beschwerden hat. Das ist aber nur so lange so, wie es noch nicht zu Schädigungen gekommen ist. Mit der Zeit wird sich die Muskulatur verspannen und die falschen Muskeln beginnen, sich als Ergebnis eines falschen Trainings auszubilden.

Ursachen von Beulen am Pferderücken

Um die Frage beantworten zu können, warum und wie sich die Blasen entwickeln, müssen wir etwas tiefer in die wissenschaftliche und medizinische Materie eintauchen, denn dann lässt sich der Entstehungsprozess auch erklären. Häufig verursachen schlecht passende Sättel eine Ischämie, das heißt, eine Mangeldurchblutung, die durch eine Gefäßverengung oder lokale Hemmung des normalen arteriellen Flusses – mit anderen Worten, durch einen klemmenden oder Druck verursachenden Sattel – verursacht wurde. Beseitigt man diesen Zustand, indem man den Sattel korrekt anpasst und Druck und Klemmen verhindert, entsteht ein Phänomen, das man Reperfusion oder Wiederdurchblutung nennt. Das bedeutet, dass nun wieder Flüssigkeit durch das Lymphsystem und die Blutgefäße hin zu Organen oder Gewebe fließen kann.

Führen der Druck oder das Klemmen des Sattels bis zur Ischämie, dann kommt es zu einer Anhäufung von sauren Stoffwechselprodukten, sogenannten aziden Metaboliten. Andere Beispiele für Metaboliten sind Glucose im Zuckermetabolismus oder Aminosäuren in der Biosynthese der Proteine. Schlimmstenfalls atrophiert die übersäuerte Zelle und verliert nach und nach ihre Funktion. Eine Zeitlang lässt sich das rückgängig machen und die volle Funktionalität wieder herstellen. Wenn der Zustand aber zu lange anhält, degeneriert die Zelle komplett. Sie verliert dann für immer ihre Funktion.

Wird die Störung rechtzeitig behoben, werden die sauren Stoffwechselprodukte in den Blutkreislauf überführt und im Zuge dessen weiße Blutkörperchen aktiviert. Diese kleben an den Gefäßwänden und wandern schließlich in das Bindegewebe, wodurch entzündliche Reaktionen ausgelöst werden. Dabei werden Histamine frei gesetzt, die die Innenschicht der Zellen schädigen können. Das führt dazu, dass Flüssigkeit in die Zelle eindringen kann, und was wir dann sehen können, sind Schwellungen oder Beulen, Ödeme oder Blasen.

Ein korrekt angepasster Sattel führt zu einer sofortigen Besserung des Pferdes. Nichts drückt oder schmerzt mehr. Die Blutzufuhr zu den atrophierten Muskeln nimmt zu, aber als Ergebnis und infolge der oben beschriebenen Entzündung gibt es eben auch häufig eine sichtbare Schwellung. Diese kann tatsächlich einige Wochen andauern, so lange, bis alles übersäuerte Material abgebaut wurde und der Muskel sich regeneriert hat und wieder normal arbeitet. Wenn er seine normale Form zurückgewonnen hat, verschwindet die Schwellung und die Bewegungen des Pferdes sind besser denn je.

Ein korrekt angepasster Sattel liegt auf den gewichtstragenden Muskeln der Sattelauflagefläche auf und nicht auf der Wirbelsäule, den Bändern oder dem Schulterknorpel. Vielleicht reagiert das Pferd mit Muskelkater, da es nun nicht mehr die Muskeln einsetzt, die es während der Zeit benutzt hat, als der Sattel noch auf der Wirbelsäule, den Bändern und dem Schulterknorpel auflag. Muskeln sind mit mehr Nerven durchzogen, als Bänder, Knorpel und Knochen. Daher kann ein korrekt angepasster Sattel zunächst etwas Unbehagen auslösen. Da der Sattel nun ja nicht mehr auf den geschädigten Bändern aufliegt, führt die oben besprochene Wiederdurchblutung oder Reperfusion des ischämischen Gewebes dazu, dass Flüssigkeit an die Oberfläche transportiert wird.

Schlimmstenfalls wurde das Muskelgewebe durch den lang andauernden Druck und Schmerz komplett zerstört (sogenannte „fibrotische Destruktion“) und auch ein gut angepasster Sattel kann diesen Prozess nicht rückgängig machen. Die Entzündung wird mit der Reperfusion des Gewebes zunehmen und das Pferd wird keinen weiteren Schaden nehmen, aber die degenerierten, atrophierten Muskeln werden auch nicht anfangen, zu wachsen. Die geschädigten Muskelzellen sind nicht mehr zu retten.

Die meisten Tierärzte empfehlen bei einer Schädigung von mehr als einer der sieben Hautschichten, dem Pferd eine Heilungsphase von mehreren Monaten zu geben, in der Regel zwischen vier und sechs Monaten. Die Blasen und Beulen sind ein Zeichen für eine solche Schädigung.

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