Die unterschiedlichen Kopfstücke
Jochen Schleese
In diesem Blogbeitrag über Zaumzeug und Kopfstücke möchte ich einige der gängigsten Modelle mit ihren Besonderheiten und Vorzügen vorstellen. Egal, für welches Modell man sich entscheidet, so sollte man bedenken, dass zu eng verschnallte Nasenriemen dazu führen können, dass das Pferd sich auf die Spannung und den Druck im und am Kopf konzentriert. Dadurch kann es aber im restlichen Körper nicht konzentriert und mit passendem Muskeleinsatz reagieren. Die Biologie des Pferdes ist immer die gleiche, egal, in welcher Disziplin man reitet oder auch wenn die „Kopf-Haltevorrichtungen“ sich ändern. Sie alle haben das Ziel, das Pferd zu kontrollieren und ihm zu vermitteln, was der Reiter will. Das Pferd versteht, was es tun muss, um Druck und Unbehagen zu verringern, aber auch das hat am anderen Ende seines Körpers weitere Folgen, wenn es versucht, Schmerzen zu vermeiden. Lassen Sie dem Pferd die Freiheit, mit dem Maul zu kommunizieren. Wohlbehagen führt zu einem ruhigen, entspannten Kiefer und Maul.
KOMBINIERTES REITHALFTER MIT FLACHEM NASENRIEMEN
(Rundzügel, Kehlriemen, Backenstücke und Nasenriemen)
Dieses weit verbreitete Zaumzeug hat einen zusätzlichen Sperrriemen, der das Maul des Pferdes geschlossen hält, so dass die Zunge im Maul bleibt. Das Reithalfter sollte hoch genug verschnallt sein, damit das Trensengebiss ruhig und ungestört liegt.
SCHWEDISCHES REITHALFTER mit SPERRRIEMEN
Durch die zusätzliche Polsterung unter der Schnalle des Nasenriemens ist es komfortabler, als die Zäumung im englischen Stil. Davon abgesehen ähnelt es auch wegen des zusätzlichen Sperrriemens dem Kombinierten Reithalfter. Man muss darauf achten, dass der Kopf genügend Platz für die korrekte Verschnallung von sowohl Nasen- als auch Sperrriemen bietet. Pferde mit relativ kleinen Köpfen kommen mit diesem Typ gut zurecht. Diese Trense wird jedoch oft zu eng verschnallt, da die zusätzliche Polsterung am Reithalfter ein falsches Gefühl von „Tragekomfort“ vermittelt.
ENGLISCHES REITHALFTER für die ZÄUMUNG AUF TRENSE
Der Nasenriemen dieses Zaumzeugs sollte 1-2 Finger unterhalb des Jochbeinbogens liegen. Für Vollblüter, die mehr Spielraum im Maul bevorzugen, ist sie sehr beliebt. Falls Ihr Pferd jedoch die Zunge übers Gebiss nimmt, ist dieser Typ nicht geeignet. Setzt man einen rundgenähten Nasenriemen ein, übt man mehr Druck auf die Nase aus.
HANNOVERSCHES REITHALFTER
Der Nasenriemen liegt etwa vier Fingerbreit oberhalb der Nüstern und hinter dem Gebiss. Dieser Typ Zaumzeug war einmal sehr weit verbreitet, doch er sieht nicht besonders gut aus. Er leitet den Zügeldruck über den Unterkiefer direkt weiter auf die Pferdenase. Es verhindert nicht, dass die Pferde die Zunge übers Gebiss nehmen können. Einige Reiter nehmen es immer noch gerne, weil es nicht so viel Leder und nur wenige Schnallen besitzt und so verhindert, dass sensible Nerven und Akupunkturpunkte gestört werden.
MEXIKANISCHES REITHALFTER
Locker bewegliche Trensenringe und die Fähigkeit, ungehindert atmen zu können, machen dieses Zaumzeug besonders attraktiv. Mit den überkreuz verlaufenden Lederriemen über der Pferdenase und der Lederrosette in der Mitte ist es leicht zu erkennen. Der obere Teil kreuzt über dem Jochbeinbogen. Der einzige Druckpunkt befindet sich in der Mitte des Rosettenstücks. Es ist erst kürzlich für den Einsatz in der Dressur zugelassen worden. Die einzige Gefahr besteht darin, dass es zu eng verschnallt wird und dadurch das Gebiss in die Maulwinkel hochdrückt.
Mechanische HACKAMORE
Diese gebisslose Variante übt über den Hebelmechanismus an den Seiten des Nasenriemens Druck auf die Pferdenase aus. Obwohl das wahrscheinlich eine Zeitlang funktioniert, gewöhnt sich das Pferd irgendwann an den Druck auf die Nase und reagiert dann weniger gut darauf. Als Zwischenlösung ist es eine gute Alternative, zum Beispiel, wenn ein Pferd eine Verletzung im Maul hat. In den höheren Klassen ist die nötige zusätzliche Hilfe durch den äußeren Zügel aber kaum zu ersetzen.
MICKLEM Zaum
Bei dieser Variante wird das Gebiss mit einem zusätzlichen Riemen am Zaumzeug befestigt. Das Kopfstück ist äußerst bequem für das Pferd und unterstützt die „Kaubewegung“.
Beachten Sie die folgenden Punkte bei der Auswahl des Kopfstückes:
– Machen Sie sich mit den Nerven, Funktionen und der Anatomie des Pferdekopfes vertraut.
– Wie empfindlich ist Ihr Pferd? Hochsensible Pferde kommen am besten ohne Sperriemen oder mit lockeren Sperriemen zurecht.
– Suchen Sie nach der Variante, die am besten zur Nasenform und dem Kopfaufbau Ihres Pferdes passt.
– Ihr Pferd braucht die volle physiologische Bewegungsfreiheit: gähnen, schlucken und die Lippen lecken muss möglich sein.
– Sehen Sie sich die Polsterung der Trense genau an. Die meisten Trensen sind bereits so hergestellt, dass sie vollen Komfort bieten. Eine zusätzliche Polsterung kann den Druck erhöhen.
– Hören Sie Ihrem Pferd zu. Einengung erzeugt Spannung.