Sattelanpassung und Schäden am Schulterblatt

von Redaktion

Sattelanpassung und Schäden am Schulterblatt

von Redaktion

Muskelatrophie

Mein eigenes Pferd war von Schäden am Schulterblatt (der Scapula) betroffen, die durch einen Sattel mit nach vorne zeigenden Ortspitzen verursacht wurden. Ich habe dieses Problem erst viele Jahre später erkannt, als ich selbst begann, in Kanada Sättel zu bauen. Damals arbeitete ich mit Pferdefachleuten zusammen, um mich beraten zu lassen. Als ich noch Turniere ritt, wusste ich nur, dass er diesen kleinen Ruck in seinen Bewegungsablauf eingebaut hatte und dass er vorne links immer wieder und immer häufiger lahmte und deswegen nicht geritten werden konnte. Wir versuchten alles. Die besten Tierärzte, die mit dem Team der deutschen Juniorenreiter zusammenarbeiteten untersuchten ihn, kamen aber zu keinem Ergebnis. Er wurde geblistert, hatte monatelang Pause, doch innerhalb von Wochen trat die symptomatische Lahmheit wieder auf und ich musste ihn in Rente schicken. Das war auch der Grund, warum ich meine Turnierkarriere als Vielseitigkeitsreiter beenden musste.

Schulterblattrotation

Oben links und unten: Schulterrotation während der Bewegung des Vorderbeins in drei Phasen: Pferd im Stand (1), angehobenes Vorderbein (2), gestrecktes Vorderbein (3)
Oben rechts: Die Schulter wird an drei Punkten belastet.

Offensichtlich hat es zu diesem Thema nie Veröffentlichungen in Pferdemagazinen gegeben, obwohl massenweise Geschichten darüber erzählt werden, dass Schäden am Knorpel des Schulterblatts durch Sättel entstehen, die in der Schulterregion schlecht passen. Fiberoptische Kameras und MRT wurden zwar zu diagnostischen Zwecken genutzt, doch es gab nie eine wissenschaftliche Studie zu diesem Thema, die korrekte experimentelle Methoden einsetzte.
In einer in Australien durchgeführten Studie wurden Pferde seziert, die alle jahrelang geritten worden waren und Schulterknorpelschäden aufwiesen. Die Sattelfabrikate wurden zwar nicht vermerkt, aber ich bin ziemlich sicher, dass sie alle nach vorn weisende Ortspitzen hatten.
Ich würde noch einen Schritt weiter gehen und dieses Sattelmerkmal in eine langjährige Studie mit Autopsien aufnehmen, die nach einem natürlichen Tod durchgeführt wurden. Leider wäre eine solche Untersuchung in dieser Dimension fast unerschwinglich, andererseits würde ihr Ergebnis die Zyniker ein für alle Mal zum Schweigen bringen. (Oder beweisen, dass ich Unrecht habe, was auch immer eine Möglichkeit ist…)
Das Problem besteht darin, dass Knorpel keine eigene Blutversorgung hat und deswegen eine geringere Fähigkeit besitzt, sich selbst zu reparieren. Wenn Knorpel erst einmal gerissen oder geschädigt ist, weil er stark gestresst oder wiederholt verletzt wurde, wird er nicht einfach heilen. Die Folge kann weitere Degeneration und möglicherweise auch Osteoarthritis sein, da sich der Knochen selbst weiter abbaut. Im günstigsten Fall wird die Leistungsfähigkeit des Pferdes stark eingeschränkt. Normalerweise lahmt das Pferd als Folge des ständigen Drucks auf die Schulter.
Ich bin ein großer Verfechter von nach hinten weisenden Ortspitzen. Sie sind eine der Möglichkeiten, um Probleme am Schulterblatt gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Insofern bin ich ausgesprochen überrascht, festzustellen, dass die Gesellschaft der Sattlermeister behauptet, dass sie nicht stabil genug seien, um den Sattel korrekt zu unterstützen. Stattdessen empfehlen sie gerade Ortspitzen, die sich nach unten aufweiten. Eine anatomisch korrekte Sattelpassform ist damit nicht möglich, im Gegenteil verursachen solche Ortspitzen neue Probleme. Ich habe gehört, dass sie das Ausbildungscurriculum für Sattelanpasser verändern wollen, was meiner Meinung nach schon lange fällig war. Mal sehen, wie das Ergebnis ausschaut.
Natürlich muss der Winkel des Sattelbaums zum Winkel der Schulter passen. Ich habe das Thema in einem anderen Blogbeitrag (Die Sattelpassform und der Winkel der Schulter) bereits besprochen. Passt er nicht, so kann das ebenfalls Schäden am Schulterblattknorpel zur Folge haben. Auch die korrekte Weite des Baumes selbst sorgt dafür, dass die Schulter unversehrt bleibt. All diese Faktoren gehören zusammen und müssen korrekt ans Pferd angepasst und regelmäßig auf ihre Passform überprüft werden, damit das Pferd sich so bequem und ungehindert wie möglich bewegen kann. Sie merken an sich selbst, wie sehr Ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird, wenn jemand Druck auf ihre Schulter ausübt. Sie werden Ihren Arm dann nur schwer anheben können.
Das Bewegungsausmaß der Schulter Ihres Pferdes können Sie fühlen, wenn Sie sich führen lassen, während Sie ohne Sattel reiten. Legen Sie Ihre Hände links und rechts vom Widerrist auf. Wenn Sie sich sicher und im Gleichgewicht fühlen, können Sie zusätzlich die Augen schließen. Nehmen Sie die Bewegung der Muskeln und die Rotation der Pferdeschulter nach hintenoben wahr.

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Lernen sie aus meinen Fehlern und lassen Sie Ihr Pferd nicht die Schmerzen erleiden, denen ich das meine unbeabsichtigt ausgesetzt habe. Knorpelschäden sind irreversibel und bedeuten starke Schmerzen und Stress für ein Pferd. Sie wollen, dass Ihr Pferd während einer lebenslangen Partnerschaft mit Ihnen gesund bleibt! Lassen Sie die Sattelpassform regelmäßig überprüfen und schauen Sie sich unseren Youtube-Kanal an: SCHLEESE Saddlery Service

Dort finden Sie weitere Informationen.

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